22. Oktober 1944, Auschwitz
Emil Behr an Hedwig und Werner Behr
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Vordruck zweispaltig
linke Seite 2 Fenster
links als Vordruck Raum für Zensurstempel
rechts als Vordruck Kontrollzeichen des Blockführers
beide leer
rechte Spalte
Vordruck
Absender:
Meine Anschrift:
Name:
Geboren am:
Gef. Nr.
(daneben handschriftlich) Schutzhäftling
Emil Israel Behr,
27.6.00. Block 16 Stube 3
188532 ,
Postamt 2 K.L. Auschwitz
links gedruckt
die Lagerordnung:
Konzentrationslager Auschwitz
Folgende Anordnungen sind beim Schriftverkehr mit Häftlingen zu beachten:
- Jeder Schutzhäftling darf im Monat zwei Briefe oder zwei Karten von seinen Angehörigen empfangen und an sie absenden. Briefe an die Häftlinge müssen lesbar mit Tinte, einseitig und in deutscher Sprache geschrieben sein. Gestattet sind nur Briefbogen in normaler Größe. Briefumschläge ungefüttert. Einem Briefe dürfen nur 5 Briefmarken á 12 Pf. der Deutschen Reichspost beigelegt werden. Alles andere ist verboten und unterliegt der Beschlagnahme. Lichtbilder dürfen als Postkarten nicht verwendet werden.
- Geldsendungen sind nur durch Postanweisungen gestattet. Es ist darauf zu achten daß bei Geld- oder Postsendungen die genaue Anschrift, bestehend aus Name, Geburtsdatum und Nr. angegeben ist. Bei fehlerhaften Anschriften geht die Post anden Absender zurück oder wird vernichtet.
- Zeitungen sind gestattet, dürfen aber nur durch die Poststelle des K.L. Auschwitz bestellt werden.
- Die Häftlinge dürfen Lebensmittelpakete empfangen, Flüssigkeiten und Medikamente sind jedoch nicht gestattet.
- Gesuche an die Lagerleitung zwecks Entlassung aus der Schutzhaft sind zwecklos.
- Sprecherlaubnis und Besuche von Häftlingen im Lager sind grundsätzlich nicht gestattet.
Der Lagerkommandant.
Rechts daneben
als Vordruck Adresszeilen
Handschriftlich:
Frau
Hewdig Behr
17a eingekreist, Mannheim/Baden (unterstrichen)
B.7.2.
Briefmarke rechts oben: Adolf Hitler Portrait, abgestempelt Auschwitz 1.11.44
Rückseite
Auschwitz, den (ab hier in Handschrift vermutlich Bleistift) 22.10.44
Innigst geliebte Frau, mein lieber Sohn!
Deinen Brief vom 8.10. sowie deine Pakete bis No 15 habe ich erhalten, herzlichen Dank, es ist immer ein Freudetag. Ich bin immer froh wenn ich von zu Hause erhalte, daraus ersehe ich immer das ihr gesund seit und in B.7. Gesundtheitlich geht es mir gut.
Lb. Wigl ich weis dahs du mir schikst was du kannst und ich danke Euch vielmalls hierfür, ich bitte dich aber nur so viel zu tun damit du mein Lieb und lb. Werner nicht darunter leiden müst. Von Alfred habe ich noch nichts erhalten bin darüber sehr enttäuscht das ist keine brüderliche Liebe, kannst ihm sagen. Bitte gehe zu Frau Baur, und bitte sie in meinem Namen, (Seitenende)
(neue Seite rechts oben weiter) denn du weist sie war schon immer so launig. Bitte schickt mir Feuersteine, und wenn möglich Fett aufs Brot. Wäsche, Leibinde & Pulover etc. bitte ich zu schicken. Sehr erfreut bin ich, dahs du lb. Werner in deinem Betrieb vorwärts komst denn das ersehe ich aus deinen Reisen, was machst du zur Zeit? Lb. Hedwig ich versichere dich dahs ich den Mut nicht verliere, und bitte den lb. Gott dahs Er uns gesundt erhaltet, damit wir uns bald Wiedersehen werden. Überbringe E. Ell mein herzl. Beileid. Herzliche Grühse an alle Bekannte. Besonders innig gegrühst und geküst seid Ihr meine beiden Lieben von Eurem Vater. Grühse an lb. Rita & Eltern Herrmann & Dora & Alex.
Rechts unten über den letzten Zeilen befindet sich der Zensurstempel
Geprüft, 7, KL Auschwitz