10. September 1944, Auschwitz
Emil Behr an Hedwig und Werner Behr
zur Abbildung wechseln zur Transkription wechselnVorderseite
Vordruck zweispaltig
linke Seite 2 Fenster
links als Vordruck Raum für Zensurstempel
rechts als Vordruck Kontrollzeichen des Blockführers
beide leer
rechte Spalte
Vordruck
Absender:
Meine Anschrift:
Name:
Geboren am:
Gef. Nr.
(daneben handschriftlich) Schutzhäftling
Emil Israel Behr,
Block 16
188532 ,
K.L. Auschwitz, 9 a (eingekreist) (darunter) Postamt 2
links gedruckt
die Lagerordnung:
Konzentrationslager Auschwitz
Folgende Anordnungen sind beim Schriftverkehr mit Häftlingen zu beachten:
- Jeder Schutzhäftling darf im Monat zwei Briefe oder zwei Karten von seinen Angehörigen empfangen und an sie absenden. Briefe an die Häftlinge müssen lesbar mit Tinte, einseitig und in deutscher Sprache geschrieben sein. Gestattet sind nur Briefbogen in normaler Größe. Briefumschläge ungefüttert. Einem Briefe dürfen nur 5 Briefmarken á 12 Pf. der Deutschen Reichspost beigelegt werden. Alles andere ist verboten und unterliegt der Beschlagnahme. Lichtbilder dürfen als Postkarten nicht verwendet werden.
- Geldsendungen sind nur durch Postanweisungen gestattet. Es ist darauf zu achten daß bei Geld- oder Postsendungen die genaue Anschrift, bestehend aus Name, Geburtsdatum und Nr. angegeben ist. Bei fehlerhaften Anschriften geht die Post anden Absender zurück oder wird vernichtet.
- Zeitungen sind gestattet, dürfen aber nur durch die Poststelle des K.L. Auschwitz bestellt werden.
- Die Häftlinge dürfen Lebensmittelpakete empfangen, Flüssigkeiten und Medikamente sind jedoch nicht gestattet.
- Gesuche an die Lagerleitung zwecks Entlassung aus der Schutzhaft sind zwecklos.
- Sprecherlaubnis und Besuche von Häftlingen im Lager sind grundsätzlich nicht gestattet.
Der Lagerkommandant.
Rechts daneben
als Vordruck Adresszeilen
Handschriftlich:
4
Frau Hewdig Behr
17a eingekreist, Mannheim (unterstrichen)
B.7.2
Briefmarke rechts oben
Adolf Hitler Portrait, abgestempelt Auschwitz 19.9.44
Rückseite
linierter Vordruck etwa eine Din A 4 Seite groß, Querformat, schwarz umrandet
vorgedruckt:
Auschwitz, den (dann daneben ab hier in Handschrift vermutlich Bleistift) 10. Sept.1944
Meine innigst geliebte Frau, Lieber guter Sohn.
Euren Brief vom 27. sowie die Äpfel, Brot & Wäsche habe ich mit grohser Freude und gesund erhalten. Ich hoffe dahs Ihr meine Lieben auch gesund seit. Es ist für mich immer ein Freudetag wenn ich etwas von zu Hause bekomme, obwohl ich dann wieder manche schwere Stunden habe. Liebe Hedwig darfst die Trennung nicht so schwer nehmen, wir bitten den lb. Gott dahs Er uns gesund erhält, und hoffen dahs meine Schutzhaft bald beendet ist, denn sie ist ja befristet. Eure in dem Brief erwähnten Pakete habe
(neue Seite rechts oben weiter) ich alle erhalten bis auf das vom 25. ich hoffe es in den nächsten Tage zu erhalten, vielen Dank. Das Brot das Ihr schickt ist troken aber man kann es gut essen. Grühse an Gebr. Ell sie sollen nur Keks besorgen. Dahs du in K’he warst freut mich sehr, herzliche Grühse an alle. Morgen ist dein Geburtstag, nochmals herzliche Küsse ich werde bei dir sein, verbringt den Tag gut.
Lieber Werner ich freue mich, dahs du noch in alter Stellung bist, und ich bitte dich noch einmal, sorge für deine Mutter und erleichtere Ihr die Trennung von mir. Lb. Rita helfe
dem lb. Werner dabei. Herzliche Grühse an alle besonders an Helmut. Seit für heute herzlichst gegrühst und innig geküst von Eueren immer bei Euch weilender, Vater.
Rechts unten über den letzten Zeilen befindet sich der Zensurstempel
Geprüft, 6, KL Auschwitz